Die Geographie von Nonnweiler

Helmut Ludwig an einer Schütte mit rotem Schiefer am Hascheid. Von ihm stammt dieser ausführliche Bericht über die Geographie und Geologie von Nonnweiler

Von Helmut Ludwig 1994

 

Der Ort Nonnweiler liegt im Südwesten des Hunsrücks, im heute saarländischen Teil des Hochwaldes.

Der Hunsrück

Der Hunsrück ist ein Teil des Rheinischen Schiefergebirges und liegt zwischen Mosel und Nahe. Im Osten grenzt er an den Rhein, im Westen reicht er bis zur Saar. Das Hunsrückmassiv besteht aus langgestreckten Bergrücken und einer Hochfläche. An den Rändern ist die Mittelgebirgslandschaft stark zerklüftet, viele Bäche zur Mosel, Nahe und Saar haben tiefe Einschnitte in die Landschaft eingegraben. Geographisch wird der Hunsrück in Hochwald, Idarwald und Soonwald untergliedert.

Der Erbeskopf ist mit einer Höhe von 816,32 m ü. NHN (Normalhöhenull) der höchste Berg im Hunsrück und in Rheinland-Pfalz, zudem die höchste deutsche linksrheinische Erhebung. Er liegt im Naturpark Saar-Hunsrück und am nördlichen Rand des Nationalparks Hunsrück-Hochwald. 

Der Hochwald

Beim Hochwald unterscheidet man zwischen Schwarzwälder und Osburger Hochwald. Der Name Schwarzwälder Hochwald könnte von hohem, dunklem Wald kommen, denn durch den 896 verhängten Bannforst konnte sich der Wald fast ungestört zu einem dichten, dunklen bzw. schwarzen Naturwald entwickeln. Vielleicht leitet sich der Name „Schwarzwald“ von der Holzkohle und den Köhlern ab, die überall im Hochwald Holzkohle für die Eisenindustrie herstellten.

Im Volksmund nannte man die Köhler „schwarze Waldmänner“. Der Schwarzwälder Hochwald liegt mit seinem nördlichen Teil in Rheinland Pfalz, der südliche Teil, in dem der Ort Nonnweiler liegt, gehört zum Saarland.

Der Osburger Hochwald ist nach dem Ort Osburg benannt, er hat keinen eigentlichen Gebirgscharakter. Im Gegensatz zum Schwarzwälder Hochwald besteht er nicht aus Quarzitmassen, sondern aus aufgeschütteten Absonderungen. Die ausgedehnten Hochflächen sind daher gut für die landwirtschaftliche Nutzung geeignet. Bis ins 13. Jahrhundert war die gesamte Region nur unter dem Begriff „Hochwald“ bekannt, eine Untergliederung gab es noch nicht.

Der Hochwald ist ein riesiges Waldgebiet, in dem verstreut kleine Dörfer wie Inseln im Wald liegen. Nur die Hochebene von Hermeskeil bildet eine Ausnahme, hier überwiegt die landwirtschaftlich genutzte Fläche. Das Hochwaldmassiv besteht aus zwei parallel verlaufenden Gebirgsketten. Die nördliche Kette erstreckt sich vom Erbeskopf, in südwestlicher Richtung, entlang der Saarländisch- rheinlandpfälzischen Landesgrenze, bis zur Saar hin. Die südliche Gebirgskette besteht aus einem Quarzitrücken, der sich vom Idarwald aus, ebenfalls in südwestlicher Richtung, bis ins Primstal bei Nonnweiler erstreckt. Hier endet dieser Felsrücken abrupt.

In dem harten Quarzit bildeten sich enge, steilwandige Täler heraus, so auch in Nonnweiler, wo die Prims das eigentliche Hochwaldmassiv verläßt und ins Hunsrück- bzw. Hochwaldvorland übergeht.

 Zwischen Kahlenberg und Hascheid liegt solch ein tiefer Taleinschnitt, in dem die Primstalsperre Nonnweiler in den siebziger Jahren entstanden ist. Die Prims, die in Thiergarten, am südlichen Erbeskopfmassiv entspringt, fließt in südwestlicher Richtung durch Nonnweiler und mündet bei Dillingen in die Saar.

Der Ort Nonnweiler  liegt an der Abrisskante des Hunsrückmassivs, das sich im Zeitalter des Devon, vor etwa 350 Millionen Jahren, harausgebildet hat. Zwischen dieser nördlichen Aufwerfung und dem südlich anschließenden Hochwaldvorland entstand die Prims-, Nahe- und Bliesmulde.

Diese Mulde verfüllte sich mit Verwitterungsschutt der Randgebiete, es entstanden neue Gesteinsschichten, das sogenannte >Rotliegende< der Permzeit. Bedingt durch diese Randlage sind um den Ort Nonnweiler interessante und sehr unterschiedliche geologische Formationen entstanden.

Landschaft und Geologie

Die Prims teilt Nonnweiler in einen westlichen und einen östlichen Teil. Der Hauptort liegt am Westhang, östlich der Prims liegen Bahnhof und Hammerberg.

Der Kahlenberg

Im Nordosten des Ortes erhebt sich der Kahlenberg. Er besteht überwiegend aus Taunusquarzitfelsen, die in mehreren Aufwerfungen bis an die Oberfläche treten. Der Berggipfel (564 m) besteht aus hervortretendem Fels und Steinhalden. Die Berghöhe ist recht kahl, es ist nur ein geringer Bewuchs festzustellen, sicher eine Erklärung für den Namen. Ausläufer der Felsrücken setzen sich bis ans westliche Primsufer fort, wo sie dann ganz verschwinden. Von der Primsbrücke aus verläuft ein Felsrücken unter der Kirche durch, setzt sich im Ortsteil „auf der Fels“ fort und endet hinter den Tennisplätzen im Wald. Der besonders harte und zähe Naturstein wurde über Jahrhunderte für Bauzwecke verwandt. So mancher Handwerker hat diesen Stein in schlechter Erinnerung, weil er sich gar nicht oder nur mit Spezialbohrern bearbeiten lässt. Der Kahlenberger-Wacken ist zu einem Begriff geworden. Durch die vielen Steinbrüche und die starke Entnahme von Steinen ist der Kahlenberg voller Narben. Den optisch schönen Stein kann man an der Nonnweiler Kirche, dem Hubertusdom, bewundern. Die Eisenbahnbrücke und viele Ortsbildprägende Stützmauern im Ort sind ebenfalls aus diesen Steinen erbaut.

Der Hascheid

Der Hascheid, der sich nördlich des Ortes mit 546 Metern erhebt, war über Jahrhunderte der >Hausberg< von Nonnweiler. Die Hochfläche, die sich bis nach Hermeskeil erstreckt, wurde früher als Weideland genutzt. Da die Weidemöglichkeit eine wichtige Voraussetzung für die Viehhaltung war, spielte der Hascheid eine entscheidende Rolle im Leben der Bewohner von Nonnweiler. Viele Nebenerwerbslandwirte, die nicht über genügend Wiesenland verfügten, konnten Dank dieser gemeindeeigenen Weidefläche ausreichend Futter beschaffen und so ihren Lebensstandard entscheidend verbessern. Geologisch gehört die fast ebene Berghöhe zur Hochfläche von Hermeskeil. Nur am südlichen Rand, zur Prims zu, treten noch Quarzite auf, ansonsten besteht das Bergmassiv aus lehmig verwittertem Tonschiefer. An einigen Stellen tritt ein ziemlich harter, weinrot gefärbter Schieferstein bis an die Oberfläche. Bis ins 19.Jahrhundert wurde dieser Schiefer im Tagebau abgebaut und zur Dacheindeckung und Fassadenverkleidung verwandt. Noch vor ein paar Jahren konnte man diese schönen Steinplatten an der Rückfront des St. Josefshauses bewundern. Die früheren Gruben sind im Gelände noch deutlich zu erkennen. Dieser rot gefärbte Schiefer stellt eine Besonderheit dar. Die Schieferader beginnt in Sitzerath und reicht über Bierfeld, Nonnweiler bis nach Züsch. In dieser Färbung ist der Stein wohl einmalig.

Wittum, Schachen und Meil

Wittum und Schachen gehören wie der Hascheid zum Hochland von Hermeskeil. Der verwitterte Schiefer war eine gute Grundlage für Waldbau. Auf größeren Flächen wurden hier ausgedehnte Buchen-, Eichen- und Fichtenbestände aufgebaut. Wittum und Schachen sind durch das Eppler Flößchen, das sich tief eingegraben hat, getrennt. Zwischen Schachen und der südlich gelegenen Ortslage schiebt sich ein Streifen Ackerland.

Im höher gelegenen Distrikt >auf Meil< ist eine Mischlandschaft entstanden. Die früher ganz landwirtschaftlich genutzte Fläche ist heute zu großen Teilen in Wald umgewandelt. Die Ackerfächen, lange Meilstücker, Schollenhaufenstücker, sowie die Bühlrech-Hanfstücker haben einen rötlich gefärbten Lehmboden und sind stark mit faustdicken Hartsteinen durchsetzt.

Die Ortslage

In der überwiegt ein fester Lettboden. Er ist ein braungefärbter Lehm, mit Schiefer durchsetzt. Vereinzelt sind auch reine Lehmschichten dazwischen zu finden. Im Neubaugebiet >Wieschen< überwiegt ein rötlich gefärbter Lehmboden, der wie bei den nordöstlich gelegenen Ackerflächen mit faustdicken Steinen durchsetzt ist. „Auf- und Unter der Fels“, sowie am Hammerberg ist der Untergrund meist felsig. Der nördliche Teil von Nonnweiler mit seinen Quarziten ist im Devonzeitalter entstanden, während die südlich gelegenen Gewanne dem Permzeitalter zuzuordnen sind. In diesem Randgebiet finden sich viele unterschiedliche Bodenschichten. Entlang der Abrißkante, von Eisen über Schwarzenbach, Otzenhausen, Braunshausen, Kastel, Nonnweiler, Oberlöstern, Bierfeld und Sitzerath, wurden früher Eisenerze im Tagebau abgebaut.

Der Spillert

Südwestlich von Nonnweiler erhebt sich der Spillert bis zu einer Höhe von 504 Metern. Er liegt auf den Gemarkungen von Bierfeld, Nonnweiler, Kostenbach und Kastel. Nur die westlichen Ausläufer zur Prims hin, werden noch landwirtschaftlich genutzt. Der höher gelegene Teil besteht aus Wald, wobei die Eiche überwiegt. Bis zum 2.Weltkrieg wurden die Eichen zur Lohgewinnung genutzt. Die Lohe war ein wichtiger Rohstoff zur Lederverarbeitung. Die Bodenbeschaffenheit ist sehr vielseitig. Der größte Teil des Spillert besteht aus rötlich gefärbtem Sandboden, der mit vielen rundgeschliffenen Quarzitsteinen, von Faustgröße bis zu schweren Brocken, durchsetzt ist.

Mehrere Steinadern sind dazwischen gelagert. An den Randzonen und zum Ort zu findet man wieder Lehm- und Lettschichten, in denen verstärkt Erzknollen, sogenannte >Lebacher Eier< vorkommen.

Im Spillert wurde an drei Stellen nach Erz gegraben. Eine Grube befindet sich am Homesgraben in Bierfeld, eine zweite in der Nauwieserheck in Nonnweiler, die dritte Abbaustelle war am heutigen Schießplatz und früheren Sportplatz in Kastel. Im Distrikt <Hühnerborn< tritt ein harter, braungefärbter Sandstein bis an die Oberfläche, der bis ins 10. Jahrhundert für Bauzwecke verwandt wurde.

Die alte Primsbrücke/Matzebreek war aus diesen Steinen erbaut. Auch viele Wohnhäuser, wie das St. Josefshaus, wurden aus diesen Steinen errichtet.

Die obere Primsmulde

Im Südosten von Nonnweiler beginnt die obere Primsmulde, eine dem Hochwald südlich vorgelagerte wellige Senke, über die man leicht die Nahe und Blies erreicht. Für den Durchgangsverkehr, von der Saar zum Rhein, war diese Senke schon vor 2000 Jahren von großer Bedeutung. Heute verläuft die Bahnlinie Türkismühle – Trier sowie die Bundesautobahn A62, Nonnweiler – Pirmasens auf dieser Trasse. In früheren Jahrhunderten wurden in den Bodenschichten Erze abgebaut. Tongruben an der Waldbach/Eisen und bei Mariahütte zeugen davon.

Die Primsaue

Nördlich von Nonnweiler hat sich die Prims zwischen Kahlenberg und Hascheid tief ins Bergmassiv eingegraben. Dieser tiefe Einschnitt wurde im Volksmund >Kellerbach< genannt. Am Fuße des >Wählekäppche> (Wähle sind gleich Heidelbeeren) vereinten sich Prims und Altbach in einem wunderschönen Talabschnitt. Heute ist dieses Tal überflutet, denn hier entstand in den siebziger Jahren die Primstalsperre Nonnweiler. Die Talsperre hat die Aufgabe, die Trinkwasserversorgung, die Niedrigwasseraufbesserung der Flüsse, sowie die Betriebswasserversorgung der Industrie im Saarland sicherzustellen. Im Jahre 1973 begannen die Arbeiten mit der Erstellung des Grundablasses und dem Auffüllen des Erddammes. Beim Bau der Autobahn A1 fielen bei Bierfeld (großer Taleinschnitt vor der Lösterbachtalbrücke) erhebliche Erdmassen an, die zur teilweisen Auffüllung des Dammes Verwendung fanden.

Das Forstelbachtal

Das Forstelbachtal ist ein riesiges Feuchtgebiet, das sich von der Mündung in die Prims, unterhalb der Talsperre, bis nach Hermeskeil erstreckt. Früher wurde das ganze Tal landwirtschaftlich genutzt. Das Futter der Wiesen war sauer und minderwertig und wurde vom Vieh ungern gefressen. Wegen der großen Feuchtigkeit konnten keine Maschinen eingesetzt werden, die gesamte Bearbeitung, wie Mähen, Wenden und Verladen musste per Hand erfolgen. Mit dem Rückgang der Landwirtschaft Anfang der fünfziger Jahre wurden diese Flächen zuerst aufgegeben.

Auf die Wiesen, die sich selbst überlassen wurden, kehrte allmählich der Wald zurück. Da die Wasserqualität des Baches recht gut ist, entstanden im gesamten Tal Fischteiche, die zwischen den Feuchtflächen angelegt wurden. Der Untergrund besteht aus einer moorigen Schlammschicht, mit torfartigem Charakter. Diese Schicht ist etwa 50 bis 80cm dick. Darunter findet man Kies- und Sandablagerungen, die stark mit roten Schieferteilchen durchsetzt sind.